Die Muse, Vita

Erna Johanna Ida Heinen–Steinhoff, 1898 - 1969


Die Muse - Erna Heinen-Steinhoff, ca. 1917
Die Muse - Erna Heinen-Steinhoff, ca. 1917

Erna Johanna Ida HeinenSteinhoff wurde 1898 in Düsseldorf als Tochter des Studienrates und Konrektors, Herrn Wilhelm Steinhoff zur Ahse (1869 -1936), aus Haus Ahse bei Soest und Frau Maria Tümmers (1874 -1943) aus Solingen, geboren. Sie war das älteste Kind des Ehepaares und kam drei Jahre nach der Hochzeit Ihrer Eltern (1895) zur Welt. Später sollte noch eine kleinere Schwester hinzukommen.

1919 lernte sie den jungen Philologen und Schriftsteller Hanns Heinen (1895-1961) kennen und ehelichte ihn. Der junge Dichter konnte noch im selben Jahr ein historisches Bühnenstück mit dem Titel Spartakus in Leipzig veröffentlichen. 1919 sollte er auch als Redakteur beim Solinger Tageblatt eingestellt werden. Später wurde er Chefredakteur mehrerer Zeitungen und arbeitete zuletzt als freier Journalist und Autor. Er war durchgängig als Autor und Lyriker tätig und verfasste mehrere Bühnenstücke, wirtschaftliche Abhandlungen und zeitlebens Gedichte.

Das Haus der Heinens sollte sich dank des großen Interesses von Erna HeinenSteinhoff für die Literatur, der Musik und die Kunst schnell zu einem Treffpunkt für Künstler, Literaten und Intellektuelle der Region werden. Durch ihre außergewöhnliche Belesenheit und ihre geistige Ausstrahlung zog sie viele schöpferische Menschen in ihren Bann und befähigte sie zu eigenen geistigen und künstlerischen Leistungen. So entstand ein literarischer und künstlerischer Salon, den Erna Heinen-Steinhoff ein Leben lang als Salondame für geladene Gäste fortführen sollte.


Hanns Heinen und Erna Heinen-Steinhoff im Jahre 1919
Hanns Heinen und Erna Heinen-Steinhoff im Jahre 1919

Anfang der zwanziger Jahre wurden ihre beiden Söhne: Hans-Theo und Gunther Heinen geboren. Die Familie zog mehrfach in Solingen um und im Dezember 1932 erwarb Hanns Heinen ein Anwesen im Solinger Stadtteil Höhscheid, dem „Schwarzen Haus“ einem historischen Fachwerkgebäude aus dem 18. Jahrhundert.


Die kleine Hofschaft Bertramsmühle an der Wupper in Solingen. Wohnsitz der Heinens von 1928-1932
Die kleine Hofschaft Bertramsmühle an der Wupper in Solingen. Wohnsitz der Heinens von 1928-1932

Im Jahr 1928 lernte Erna Heinen-Steinhoff den jungen Maler Erwin Bowien (1899-1972) kennen, den die Familie Heinen umgehend „adoptierte“ und fortan bis zu Ihrem Lebensende innig verbunden blieb. Erwin Bowien war von Ihrer Persönlichkeit und Ihrem Wissen so sehr beeindruckt, dass er sie, nach und nach, zu seiner Muse erklärte und in zahlreichen Portraits verewigte. Er schuf für sie ein Kosename und nannte sie « Amiela ». Später, nach seiner Rückkehr aus dem Exil und der Zeit im Untergrund, im Jahr 1945, sollte er dauerhaft in das sogenannten „Schwarze Haus“ in Solingen einziehen und zusammen mit „Amiela“ eine Künstlerkolonie gründen.


Erwin Bowien (1899-1972): Die evakuierte Erna Heinen-Steinhoff unterwegs im Zug ins Allgäu mit Ihren Töchtern Bettina und Gabriele, 1941
Erwin Bowien (1899-1972): Die evakuierte Erna Heinen-Steinhoff unterwegs im Zug ins Allgäu mit Ihren Töchtern Bettina und Gabriele, 1941

In den 30er Jahre, wurden Ihr noch zwei Töchter geboren – Gabriele Eleonore (1934) und Bettina Sabine Cornelia (1937-2020) – das sogenannte „Mutterkreuz“ welches Ihr als Mutter von 4 Kindern angetragen wurde, wies Sie ab und löste somit ein Eklat aus.

 

Im Krieg wurde sie mit Ihren Töchtern, zum Schutz vor den Bombardierungen, aufs Land geschickt. Da die Familie Steinhoff Ihre Urlaube immer im Allgäu – in Pfronten verbrachte – optierte Sie für das Allgäu und wurde in eine kleine Gemeinde im Allgäu – nach „Kreuzthal-Eisenbach“ bei Isny, tief im Herzen der Adelegg, umquartiert. Anfangs nur im Sommer, ab 1943 dauerhaft. Ende 1943 sollte Bowien auch ins Kreuztal kommen. Ab 1945 kehrten die Heinens zurück nach Solingen.


Hanns Heinen (1895-1961) vor dem „Schwarzem Haus“ im Solinger Stadtteil Höhscheid. Die Familie Heinen zog hier im Dezember 1932 ein
Hanns Heinen (1895-1961) vor dem „Schwarzem Haus“ im Solinger Stadtteil Höhscheid. Die Familie Heinen zog hier im Dezember 1932 ein

In den Jahren 1945–48 durchlitt die Familie schwere Hungerjahre. Das rege kulturelle Leben wurde aber zu keiner Zeit unterbrochen. Im Hause herrschte immer ein reges Kommen und Gehen. Es wurde gemalt, gedichtet und komponiert. In den 50 Jahren konnten die Familien erste Malreisen unternehmen und reisten nach Sylt und in die Schweiz. Die Künstlergemeinschaft bereicherte sich durch den Hamburger Fabrikantensohn und Maler – Amud Uwe Millies – welcher Erwin Bowien auf Sylt kennengelernt hatte. In den 60er Jahren folgten Reisen nach Griechenland und Algerien.

 

1969 verstarb Erna Heinen-Steinhoff überraschend, nur wenige Wochen vor der Geburt Ihres Enkels Haroun Ayech.


Erna Heinen-Steinhoff in Mailand, 1952
Erna Heinen-Steinhoff in Mailand, 1952